Lüftungsprotokoll: Wie interpretiert man es richtig?

Möchte man sich ein optimales Raumklima verschaffen, dann ist das Lüftungsprotokoll vor allem zu Beginn sehr wichtig. Denn ohne eine belastbare Datengrundlage ist es sehr schwierig zu sagen, wo das Problem liegt.

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Lüftungsprotokoll über längere Zeit führen

Deswegen ist es nötig über einen gewissen Zeitraum (min. 1 Woche!) die entsprechenden Daten zu protokollieren. Idealerweise geschieht das bei jedem wichtigen Raum.

Dazu gehören in jedem Fall Schlafzimmer, Wohnzimmer, Kinderzimmer und Arbeitszimmer, wahlweise auch Küche und Bad. Räume wie Abstellkammern können meist vernachlässigt werden, sofern nicht genau da das Schimmelproblem besteht.

Bei der Schaffung einer belastbaren Datenlage kann Ihnen ein Hygrometer mit Datenlogger-Funktion helfen. Diese protokollieren die herrschenden Werte für Luftfeuchtigkeit und Raumtemperatur auch, wenn Sie nicht da sind.

Können bei der Protokollierung der Werte helfen: Hygrometer mit Datenlogger-Funktion*:

Profi-Klimalogger Klimalogg Pro 30.3039 incl. 4 Stück Funksender 30.3180

Erst dann kann man sich an die Interpretation der Werte machen.

Wichtige Werte im Lüftungsprotokoll

Folgende Werte sind wichtig zu notieren:

  • Gemessener Raum
  • Ausgangswerte für Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit
  • Beginn und Endzeit der Lüftung
  • Endwerte für Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit
  • Regenfälle in den letzten 24 Stunden

Interpretation der Werte des Lüftungsprotokoll

Hat man sich eine ausreichende Datenbasis geschaffen, dann die Interpretation folgen.

Gibt es Handlungsbedarf?

Sind die Werte vor Beginn einer Lüftung im Normbereich, sinken nach der Lüftung ab und normalisieren sich dann wieder, dann gibt es in der Regel keinen Handlungsbedarf.

Dennoch ist es natürlich nötig weiter zu lüften und die Raumklimawerte im Auge zu behalten, um etwaige Abweichungen schnell zu erkennen.

Die Normwerte finden Sie in diesem Artikel oder zum Downloaden in unserem Downloadbereich.

Abweichungen im Lüftungsprotokoll vom Normbereich:

1. Abweichungen der Luftfeuchtigkeit

Luftfeuchtigkeit zu hoch zu Beginn des Lüftens

Ist zu Beginn der Messung die Luftfeuchtigkeit oberhalb des Normbereichs, dann ist es wichtig sich auch die herrschende Lufttemperatur anzuschauen. Ist diese zu niedrig, dann ist die Erstmaßnahme ein verstärktes Heizen. Dadurch sinkt sofort die relative Luftfeuchtigkeit (mehr dazu finden Sie in dem Artikel „Mit Heizen die Luftfeuchtigkeit senken„).

Ist die Lufttemperatur dagegen im Normbereich, dann ist dies ein Alarmzeichen. In diesem Fall ist es nötig die Luftfeuchtigkeit über den gesamten Messzeitraum von mindestens einer Woche anzuschauen.

Bleibt der Effekt bestehen, dass die relative Luftfeuchtigkeit vor Beginn jeden Lüftens zu hoch ist bei gleichzeitig normaler Raumtemperatur? Dann ist dies an Anzeichen für ein Feuchtigkeitsproblem, das nicht durch falsches oder fehlendes Lüften zustande kommt (richtiges Lüften bei Führen des Lüftungsprotokolls vorausgesetzt!).

Gründe können bauliche Probleme sein wie nasse Wände, aber auch zu viele Pflanzen, Trocknen von viel Wäsche in der Wohnung oder Aquarien und Zimmerbrunnen. Hier ist eine genauere Inspektion der Umstände nötig und ggf. eine Änderung derselben (Details finden Sie in unserem Artikel über Maßnahmen zum Senken der Luftfeuchtigkeit im Raum).

Sinkt sie dagegen über den Beobachtungszeitraum, so zeigt dies, dass das Lüften zuvor nicht ausreichend war und konsequent wie im Beobachtungszeitraum getan fortgesetzt werden muss.

Luftfeuchtigkeit zu hoch zu Beginn des Lüftens bei Regenfällen in den letzten 24 Stunden

Ist die Luftfeuchtigkeit sonst mehr oder weniger im Normbereich und steigt aber deutlich nach Regenfällen an, so kann dies einen wichtigen Hinweis auf die Ursache geben.

Denn nicht selten sind nasse Wände die Ursache für hohe Luftfeuchtigkeiten, da sie wie ein Luftbefeuchter wirken und Feuchtigkeit an die Luft abgeben.

Neben Rohrbrüchen oder undichten Duschtassen, Badewannen oder Ähnlichem, ist eindringendes Wasser aus Regenrohren oder kaputten Dichtungen ein häufiger Grund für nasse Wände. Dieser Effekt ist logischerweise nach Regenfällen am stärksten, weswegen wir diesen Punkt in unser Protokoll aufgenommen haben.

Luftfeuchtigkeit zu hoch am Ende des Lüftens

Dies ist ein Zeichen für ein verkehrtes Lüften. Bei richtigem Lüften sinkt die Luftfeuchtigkeit in aller Regel immer. Beachten Sie dabei auch immer die verschiedenen Anforderungen der Jahreszeiten an das Lüftungsverhalten (Sommer und Winter).

2. Abweichungen der Lufttemperatur

Lufttemperatur zu niedrig zu Beginn des Lüftens

Ist die Lufttemperatur zu Beginn des Lüftens zu niedrig, dann droht aufgrund der zwangsläufig auch höheren relativen Luftfeuchtigkeit in aller Regel Schimmel. Hier ist ein Gegensteuern nötig. Wie richtiges Heizen geht, das erfahren Sie im entsprechenden Artikel.

Luftfeuchtigkeit zu niedrig am Ende des Lüftens

Dies ist ein Zeichen für ein verkehrtes Lüften. Bei richtigem Lüften darf die Lufttemperatur nie so weit absinken, dass eine Auskühlung der Wände droht.

Dies ist einerseits aus energetischen Gründen nicht sinnvoll, andererseits ist es auch aus Gründen der Schimmelbildung nicht anzuraten.

Denn je kälter die Wand ist, desto mehr Feuchtigkeit schlägt sich an ihr nieder. Daher sollte das Lüften nur kurz, aber dafür intensiv durchgeführt werden.

Endgültige Interpretation kann nur ein Experten leisten

Ein Lüftungsprotokoll allein ist noch kein Allheilmittel und seine Interpretation sollte langfristig auch einem Experten, wie beispielsweise einem Bausachverständigen, unterliegen.

Doch als wichtiger Baustein kann es seinen Teil dazu beitragen Bauschäden zu vermeiden, Mängel aufzudecken und ein langfristig gutes Raumklima zu schaffen.

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